Netflix kann Abonnentenzuwachs im 3. Quartal fast vervierfachen – 180 Mrd. USD-Chance im Werbemarkt steht erst am Anfang!
Weiterhin ist Netflix laut Auswertungen von Nielsen mit 8 % der US-Fernsehzeit hinter YouTube der führende Streaming-Dienst. Zunehmender Konkurrenzdruck, rückläufige Verbraucherausgaben, das Teilen der Nutzeraccounts oder auch Streiks in Hollywood sorgten in den letzten Monaten für Skepsis bei den Investoren, die nun mit einem starken 3. Quartal und einem nachbörslichen Kursplus von 12 % wie weggefegt erscheint. Überzeugen konnte ein Umsatzplus von knapp 8 % auf 8,54 Mrd. USD (Konsens: 8,53 Mrd. USD) und die Aussicht auf eine Beschleunigung von 11 % im 4. Quartal. Auch der Nettogewinn verbesserte sich um 20,3 % auf 3,73 USD je Aktie (Konsens: 3,49 USD). Eine in diesem Jahr gestartete Initiative, um das Teilen der Passwörter von schätzungsweise 100 Mio. Haushalten besser zu unterbinden, zahlt sich nun aus. Statt einer Kündigungswelle konnten die Neukundenzugänge im Vergleich zum Vorjahresquartal mit netto knapp 8,8 Mio. Abonnenten fast vervierfacht werden, womit auch die Konsensschätzungen von 6,2 Mio. Nutzern übertroffen werden konnten. Mit dem höchsten Anstieg seit dem 2. Quartal 2020 läuft es damit auch wieder besser als zu Spitzenzeiten während der Covid-Pandemie. Mit "The Witcher" oder auch der von Drittanbietern lizensierten Justizdrama-Serie "Suits", die laut Nielsen in den USA einen neuen Rekord bei den gestreamten Stunden erreichen konnte, werden neue Kunden angelockt. Diese Dynamik soll mit ähnlich starken Zuwächsen auch im laufenden 4. Quartal weiter anhalten. Weltweit gibt es nun insgesamt rund 247 Mio. Abonnenten, davon 70 % außerhalb des Heimatmarktes. Netflix sieht hier nun einen klareren Weg, um die 500 Mio. Haushalte mit vernetzten Fernsehgeräten zu erreichen. Angesichts der anhaltenden Streiks der Schauspieler in Hollywood gibt es Risiken für die Produktion, die Netflix aber dank seiner internationalen Präsenz besser kompensieren dürfte als die Konkurrenz.
Anzahl der Werbekunden nimmt im Quartalsvergleich um 70 % zu
Angekündigt wurden nun auch Preiserhöhungen für werbefreien Premium-Abos in den USA, Frankreich und Großbritannien. So kostet das günstigere werbebasierte Abo in den USA monatlich unverändert 6,99 USD und der Premium-Plan mit 22,99 USD künftig 3 USD mehr. Laut Analysten sollen damit Kunden zunehmend in das im November 2022 eingeführte günstigere werbebasierte Angebot gelockt werden, das im Vergleich zu den monatlichen Gebühren mit Werbeeinnahmen lukrativer ist. Netflix rechnet hier in diesem Jahr noch nicht mir nennenswerten Erlösen bleibt langfristig aber "sehr optimistisch" in einem exklusive YouTube, China und Russland etwa 180 Mrd. USD großen Markt, da auch die Werbeinvestitionen den TV-Zusehern folgen, die weiterhin vom klassischen TV zum Streaming umsteigen. 30 % der Neukunden entscheiden sich bereits für das Werbemodell. Sequenziell betrachtet sollen die werbebasierten Mitgliedschaften im 3. Quartal um 70 % zugenommen haben, nachdem es ein Quartal zuvor bereits eine Verdoppelung gegeben hat. Wachstumschancen sieht das Management auch bei Live-Sportevents und dem Ausbau der Gaming-Sparte. Am 14. November soll der Netflix Cup als Live-Golfevent gestreamt werden, das Formel-1-Fahrer der beliebten "Drive to Survive"-Serie mit den Golfstars der PGA Tour zusammenbringt. Videospiele sind ein Zusatzangebot für die Abonnenten und außerhalb von China und Russland auch eine Umsatzchance von 140 Mrd. USD für Netflix. Spiele zu erfolgreichen Filmen und Serien sollen das Engagement und die Kundenbindung verstärken. Bald soll es zusätzlich zu den aktuell rund 70 Games laut dem Wall Street Journal auch Spiele zu den erfolgreichen Netflix-Serien "Wednesday" und "Squid Game" geben.
Umsatzwachstum soll sich im 4. Quartal auf 11 % beschleunigen
Netflix kaufte im letzten Quartal Aktien im Wert von 2,5 Mrd. USD zurück. Erst im September wurde das Aktienrückkaufprogramm zusätzlich zu den verbleibenden 1 Mrd. USD um weitere 10 Mrd. USD aufgestockt. Für das laufende Geschäftsjahr 2023 wird nun ein Free Cashflow von etwa 6,5 Mrd. USD erwartet. Das sind deutlich mehr als die bisherigen Prognosen von 5 Mrd. USD und 1,5 Mrd. USD im Vorjahr. Die operative Marge soll statt 18 % bis 20 % nun 20 % betragen und sich im Folgejahr bereits auf 22 % bis 23 % verbessern. Beim Gesamtumsatz rechnet der Analystenkonsens mit 33,68 Mrd. USD und einem Nettogewinn von 11,84 USD je Aktie. Im Folgejahr sollen es dann 38,09 Mrd. USD bzw. 15,12 USD je Aktie sein. Damit liegt das KGV24e bei unter 26. Nun könnte ein neues Tief entstanden sein.