Amazon kann Gewinn verdreifachen! Cloud-Geschäft wird profitabler, verfehlt aber das Umsatzziel leicht

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Insgesamt hat Amazons Leistung hat im 3. Quartal überzeugt. Das Unternehmen übertraf die Erwartungen bei mehreren Kennzahlen, einschließlich Umsatz und Gewinn, zum Teil dank eines florierenden Werbegeschäfts.

Der Umsatz des E-Commerce Riesen in Höhe von 143,1 Mrd. USD übertraf die Erwartungen von 141,4 Mrd. Dollar um 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stieg der Nettogewinn sprunghaft an. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn bei 28 Cents pro Aktie bzw. 2,9 Mrd. USD. Analysten hatten diesmal mit 58 Cents gerechnet, aber Amazon lieferte stattdessen 94 Cents bzw. 9,9 Mrd. USD ab. Der operative Cashflow stieg in den letzten zwölf Monaten um 81 % auf 71,7 Mrd. USD, verglichen mit 39,7 Mrd. USD im Vorjahr. Auch der Free Cashflow verbesserte sich in den letzten zwölf Monaten auf 21,4 Mrd. USD.

Das Werbegeschäft konnte zulegen
Ein beträchtlicher Teil dieser Ergebnisse stammt aus der Werbesparte des Unternehmens. Das Werbegeschäft, das mit 11,6 Mrd. USD Umsatz gerechnet hatte, meldete hingegen 12,06 Mrd. USD, was einem Anstieg von 26 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Amazon liegt im Bereich der Online-Werbung immer noch deutlich hinter Google und Meta zurück, aber die Plattform ist nicht so anfällig für Veränderungen wie Apples iOS-Datenschutz-Update, sie scheint sogar davon profitiert zu haben, da die Marken ihre Werbebudgets neu ausgerichtet haben. In jedem Fall wächst die Amazon-Werbung ganz offensichtlich und ziemlich schnell.


Das Cloudgeschäft lag minimal unter den Erwartungen
Man sollte meinen, dass sich die guten Nachrichten bei der Cloud-Gruppe Amazon Web Services fortsetzen würden, angesichts der unersättlichen Nachfrage nach KI- und maschinellen Lernsystemen, Tools und Dienstleistungen, insbesondere im Einzelhandel. Doch der AWS-Umsatz von 23,1 Mrd. USD entsprach nicht ganz den von Analysten prognostizierten 23,20 Mrd. USD. In einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern und Analysten wies Brian Olsavsky, CFO von Amazon, auch die Behauptung zurück, dass das AWS-Wachstum auf einem Plateau angekommen sei. Das AWS-Team setzt seine Innovations- und Liefertätigkeit in hohem Tempo fort, insbesondere im Bereich der generativen KI, wo die Kombination aus den benutzerdefinierten KI-Chips und Amazon Bedrock als einfachste und flexibelste Methode zum Erstellen und Bereitstellen von generativen KI-Anwendungen das künftige Wachstum ankurbeln soll. Zu den AWS Kunden zählen unter anderem BMW, Merck, adidas, Booking.com, United Airlines und Occidental Petroleum.

Dennoch war AWS laut Statista Ende 2022 der führende Cloud-Anbieter mit einem Anteil von 32 % am globalen Markt. Microsoft Azure landet mit 23 % auf dem zweiten Platz, und Google Cloud liegt mit 10 % auf dem dritten Platz. Beide Konkurrenten konnten in diesem Jahr zulegen und beide sind stark auf KI fokussiert. Zusätzlich entstehen in der Zwischenzeit zahlreiche kleine oder neuere Plattformen, die mit ihren Bots, Algorithmen und großen Sprachmodellen mit generativer KI, prädiktiver Modellierung und vielem mehr um die Gunst der Marken buhlen wollen. Amazon, das seit Jahren mit seinen datenwissenschaftlichen Fähigkeiten wirbt, bereitet sich demnach auf einen harten Wettbewerb vor und insbesondere der Einzelhandel, ein wichtiges Ziel für Cloud-Anbieter, sollte sich darauf einstellen.

Das Management ist mit dem abgelaufenen Quartal sehr zufrieden und blickt positiv in die Zukunft
"Wir hatten ein starkes drittes Quartal, in dem unsere Servicekosten und die Liefergeschwindigkeit in unserem Ladengeschäft einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben, unser AWS-Wachstum sich weiter stabilisiert hat, unsere Werbeeinnahmen robust gewachsen sind und das Betriebsergebnis und der freie Cashflow insgesamt deutlich gestiegen sind", sagte Andy Jassy, Amazon CEO. Amazon ist die letzten Monate ein Comeback gelungen, das auf der Reduzierung von Kosten, Mitarbeitern und Vertriebszentren beruhte. Die Kunst bei dieser Art von Strategie besteht darin, dies zu tun, ohne dem Kerngeschäft zu schaden oder das Kundenerlebnis zu untergraben. Offenbar haben diese Bemühungen funktioniert. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze von Amazon steigt wieder an. Im 3. Quartal, in dem auch der große Prime Day-Verkauf im Juli stattfand, verzeichnete Amazon einen Umsatzanstieg von 7 % gegenüber dem Vorjahr.

Für das nächste Quartal rechnen Analysten mit einem Umsatz von 166,6 Mrd. USD, was sich mit Amazons Prognosen von 160 bis 167 Mrd. USD deckt. Sollten sich die Zahlen bewahrheiten, würde das 4. Quartal 2023 einen beachtlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahresumsatz von 149,2 Mrd. USD aufweisen.

Top-Story aus der Trader-Zeitung vom 27.10.2023
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